Ich will den Mai nicht verpassen, dachte ich, als alles Grün wurde. Ich liebe diese Jahreszeit, wenn es anfängt, wärmer zu werden und das Licht sich verändert. Und gleichzeitig war mein Blick kaum auf all das Schöne gerichtet, und das hatte nicht damit zu tun, dass ich meinen „Mund-Nasen-Schutz“ über die Augen gezogen hätte.
Da fieberte ich, wie viele andere auch, auf die stufenweise Öffnung hin, um dann auf einer tieferen Ebene zu begreifen, dass eine Öffnung noch lange keine Rückkehr in die Normalität (was immer Normalität auch bedeutet mag) war, sondern in die Coronaität, wie es ein Freund es so schön formulierte. Im Außen machte es sich für mich an den Masken und den ewig langen Schlangen, egal was ich einkaufen wollte oder musste, deutlich. Nach Innen hin, mich darauf einzustellen, dass wir mit C. wohl keinen Sprint, sondern einen Marathon vor uns hatten und wir noch einige Runden drehen würden.
Meine Kunden bauten Loopings ein
Die Achterbahnfahrt wurde dadurch verlängert, dass besonders die Konzerne die Zusammenarbeit mit mir weiter auf „hold“ stellten. Ich bin nicht so schlimm dran, wie viele meiner Kolleg*innen, deren Umsätze aufgrund von Covid-19 auf 0 % geschrumpft waren. Dennoch war es nicht einfach, die Absagen emotional auszubalancieren, zumal dann auch die BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Außenkontrolle) nicht mitspielte.
Ich hatte unter anderem über die „Covid-19 Förderung“ einige Kunden akquiriert, auf deren Prozesse zur Unternehmensentwicklung ich mich schon freute. Die BAFA bot eine 100 %ige Förderung für die Unternehmen, die durch die C.-Krise gebeutelt waren. Eine super Sache, fand ich, denn so konnte wirksam sein. Leider stellte sich dann heraus, und diese Nachricht hat es auch in die Tagesschau geschafft, dass viele Menschen, leider auch Berater, diese Förderung betrügerisch genutzt hatten und die Kasse deshalb innerhalb kürzester Zeit leer war.
Ein Teil meiner Kunden sprang daraufhin ab, weil sie sich nicht in der Lage sahen, die Beratungsleistung zu zahlen, selbst dann nicht, als ich erzählte, dass die, die ich gerade gecoacht hatte, schon Umsatz machten.
Ganz ehrlich, meine Achterbahnfahrt hat mich dann ganz schön emotional durchgeschüttelt.
Erfolgsverwöhnt, wie ich bin, fühlte sich dieses ausgebremst sein nicht toll an.
Wie sagte meine Englischlehrerin Tracy, die in Südafrika lebt so schön: Du bist einfach ein Alphatierchen und möchtest gern etwas bewirken und vorne mitspielen! Stimmt irgendwie schon. Und die Fahrt selbst bestimmen.
Das einzige Sichere ist die Veränderung
Dieses Auf und ab führte mich auch persönlich in einen Transformationsprozess.
So wandelte sich das 49x stattgefundene CoachingForHope, in 2thePoint. Daraus entwickelten wir das Angebot der Positionierung-Workshops, die ab jetzt alle 3 Monate buchbar sind.
Ich gehe ja davon aus, dass eine klare Positionierung einer der Erfolgsfaktoren für deinen Business ist. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen gehe ich davon aus, dass besonders bei Solopreneuren die Biografie eine Quelle ihrer Stärken ist, die dann auch im Business wirksam werden. Sie sind damit Expertinnen seit der Geburt, wie ich es in einem Podcast mal beschrieben habe.
Ich habe fleißig weiter an meinem Business gearbeitet, die ein oder andere neue Kundin gewonnen, die bereit war, vorausschauend an ihrem Business zu arbeiten.
Auffällig war, dass alle, mit denen ich arbeitete, in den ersten 10 Minuten erst einmal Raum brauchten, um über die emotionalen Dinge der Zeit zu sprechen.
Auch habe ich weitere Podcasts produziert, die sich um das Thema drehten, wie man mehr Geld verdienen kann. Am Ende des Monats, und das war auch Teil meiner eigenen Integrationsarbeit, sprach ich über mein Verständnis von Spiritualität und wie diese gut für das Business ist.
Mein Coming-out
Um mein eigenes kleines Business-Retreat zu machen, bin ich mit meiner Vespa von Hamburg nach Heiligenhafen gefahren. Morgens schon am Meer schamanisch zu reisen war ein Teil dieser Klausurtagung.
Wenn der Blick sich weiten kann, wird es auch weit im Kopf, finde ich. In diesen Tagen am Meer habe ich auch beschlossen, meine spirituelle Seite noch deutlicher nach Außen zu tragen. Ich bin ausgebildet in shamanic counseling und finde das eine wunderbare Art, mehrdimensionaler über sein Leben und Business nachzudenken, als man es auf einem Flipchart machen kann.
Kennst du das Stäbchen-Modell?
Ich stelle mir das immer so vor, dass es mit der Spiritualität im Business so ist, wie bei den alten Molekül-Darstellungen. Die SWOT-Analyse und ähnliches sind die Kugeln, die Strategie sind die Stäbe und der Raum dazwischen ist der Erkenntnisraum, den man unter anderem über das shamanic counseling sichtbar machen und nutzen kann.
Als ich das dann anderen davon erzählte, war die Reaktion: “wieso, was ist neu daran?“. Ich musste lachen, denn das war vom Gefühl her ein wenig wie ein Coming-out für mich, bei dem alle anderen schon längst im Bilde sind, was mit einem los ist.
Ich habe meine Liebe zum Schreiben wiedergefunden
Da am 25.6. die nächste Richness Mastermindgruppe für Unternehmerinnen, die ihr Business krisenfest und zukunftssicher machen wollen, habe ich auch mal einen Blog darüber geschrieben, was eigentlich eine Mastermind-Gruppe ist.
Ich freue mich schon sehr auf den Start, denn ich weiß, dass ich die Menschen, mit denen ich arbeite, auch in einen eigenen Transformationsprozess führen kann, der sich unter anderem auch im steigenden Umsatz zeigt.
Man denkt ja eigentlich, zu C. Zeiten hat man mehr Zeit.
Aber auch hier zeigte sich für mich mal wieder, Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.
Aus meiner Sicht habe ich mir zu wenig Zeit für mein Buch genommen. Ich habe 98 Thesen entwickelt, die sicherlich noch eingedampft werden können, und schreibe, wie ich mir die Wirtschaft von morgen vorstelle, die Ethik nicht außer Acht lässt. Das wäre ja wie „schreiben am offenen Herzen“, meinte eine meiner Kundinnen.
Ich vermisse meine Freunde
Merkwürdig war auch das Treffen mit Freunden. Sich zu sehen, ohne sich umarmen zu können, „ist die Höchststrafe“, wie ein Freund dann so richtig kommentierte. Ich werde bei all dem Social distancing ja schon etwas komisch, und beobachte, dass ich beim Ansehen eines Filmes irritiert bin, wenn Menschen sich „zu nah“ kommen. Ich bin gespannt, wie sich C. in unser Körperbewusstsein und damit in unsere Erinnerung einschreiben wird.
Den Besuch eines Freundes später im Mai, als die Grenzen nach Schleswig-Holstein wieder geöffnet waren, habe ich sehr genossen, zumal dieser frisch verliebt war. Ich bin eben doch ein Menschen-Mensch.
Das Meer ist meine Kraftquelle
Ich liebe es, am Meer zu sein und das zu jeder Jahreszeit. Das viele Wasser hilft, sich zu klären. Daher bin ich so glücklich, dass jetzt, wo jeder wieder nach Schleswig-Holstein einreisen kann, auch mein Business-Retreat dort wieder für dich stattfindet. Das nächste ist übrigens zur Sommersonnenwende – eine gute Zeit, sich emotional und beruflich neu auszurichten.
Fazit: Das Gefühl, Achterbahn zu fahren ist ja ganz nett, aber dieser Mai hatte einfach zu viele Loopings 😉